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Frage nicht, was ein Schnelltest für dich tun kann! Frage, was du mit einem Schnelltest für dein Umfeld tun kannst. Ansteckende finden & isolieren senkt die Fallzahlen, ohne dass schärfere Maßnahmen nötig werden.

Warum Schnelltests?

Antigen-Schnelltests (v.a. Selbsttests) können als zusätzliche Public-Health-Maßnahme bei regelmäßiger und breiter Anwendung ansteckende Personen schneller und häufiger erkennen/isolieren und somit durch Unterbrechung von Infektionsketten einen maßgeblichen Beitrag zur Pandemie-Eindämmung leisten.

Der (zusätzliche) inzidenzsenkende Effekt eines regelmäßigen und breiten Screenings mit Schnelltests (2x/Woche, 50% der Population) durch die Unterbrechung von Infektionsketten wird in dieser Animation verdeutlicht:

Quelle: Jon Loflin basierend auf Mina & Andersen (Science 2021)

Wir fordern, um diesen Effekt im Sinne der öffentlichen Gesundheit (= Public Health) zu erreichen:

  • eine echte Testpflicht in Betrieben/Verwaltungen bzw. für Präsenzbeschäftigte (finanziert durch die öffentliche Hand; in Bremen ab 10.5.), um die Testdichte deutlich zu erhöhen und weil dort aktuell die Kontakte stattfinden
  • subventionierte Abgabe von Selbsttests (in England, Österreich und der Schweiz gibt es kostenlose Selbsttests), um ein niederschwelliges Testen zu ermöglichen
  • zielgruppengerechte Aufklärungs- und Mobilisierungskampagnen über alle Kanäle (Social Media, TV zur Primetime, Plakat an Bushaltestellen, Multiplikator:innen etc.), um die Test- und Isolationsbereitschaft zu erhöhen
  • Unterstützung der Isolation (z.B. Einkommensausgleich, Einkäufe etc.)
  • kostenlose Selbsttests für Kontaktpersonen bestätigter Fälle, um Cluster zu identifizieren
  • strategische Integration der Selbsttests in die nationale Teststrategie (statt nur beschreibende Erwähnung: “zur Eigenkontrolle bei Bedarf”)

➔ für Details siehe unseren offenen Brief an die Politik; für organisierte und strategische Schul- & Kitatestungen siehe unser TRACE-Modell

Studien zu Schnell- und Selbsttests

In einer deutschen Studie erzielte ein Selbsttest mit einfachem Nasenabstrich ähnlich gute Ergebnisse wie ein durch Fachpersonal durchgeführter Schnelltest, obwohl die meisten im Detail leicht von der Anleitung abgewichen sind.

Auch in der hessischen „SAFE School Studie“ wurden durch regelmäßige Heimtests 5 infizierte Lehrer:innen erkannt und dadurch möglicherweise Ansteckungen im Privaten und/oder der Schule verhindert.

Im Schnitt erkennen Schnelltests laut zwei Übersichtsarbeiten (1, 2) ca. 9 von 10 Personen mit hoher (i.d.R. ansteckungsfähiger) Viruslast (bei Selbsttests gehen wir von etwas weniger aus, auch wenn es sich technisch um dieselben Tests handelt und Studien mit Selbsttests und Schnelltests mit einfachem Nasenabstrich ähnlich gute Ergebnisse zeigten; für Spuck- und Lollitests liegen keine ausreichenden unabhängigen Studiendaten vor).

Unser Teammitglied Christian Erdmann zeigt in seinem Artikel, dass sich in Real-Life-Studien gezeigt hat, dass es bei Antigen-Schnell- und Selbsttests keine (merkliche) “Sensitivitätslücke” zu Beginn der infektiösen Phase gibt.

Außerdem hat er eine Teststrategie basierend auf aktuellen Studien zu Delta skizziert: Auch Geimpfte testen, Gültigkeitsdauer reduzieren, Frequenz erhöhen, schneller werden!

Übersicht:

Die aktuelle Liste zugelassener Selbsttests findet sich beim BfArM.

Eine fortlaufende systematische Übersicht über Schnelltest-Studien gibt es auf der Webseite der Uni Heidelberg (bitte beachten, dass sich die dort angegebene Sensitivität nicht nur auf hohe Viruslasten bezieht und daher teils sehr gering ausfällt, weil wenig Personen mit hoher, wahrscheinlich ansteckender Viruslast in der Studie untersucht wurden; vgl. Grafik unten)

In dem sich noch im Aufbau befindlichen Schnelltest-Rechner sehen wir Potenzial, da er obige Daten gut aufbereitet.

Hintergrund: Schnelligkeit schlägt Genauigkeit

Schnelltests (inkl. Selbsttests) sind weniger empfindlich (sensitiv) als der PCR-Labortest. Zwei begutachtete Modellierungsstudien aus Harvard (Science) und Yale (JAMA) haben jedoch gezeigt:

  • die Schnelligkeit eines Tests ist entscheidender als die Testsensitivität

  • die Regelmäßigkeit des Testens ist entscheidender als die Testsensitivität

  • regelmäßige Schnelltests in breiter Anwendung können dazu beitragen, die Pandemie einzudämmen bzw. Ausbrüche in Schulen zu verhindern

Gerade weil Schnelltests weniger sensitiv sind, also nur hohe Viruskonzentrationen nachweisen, erkennen sie ansteckende (infektiöse) Personen spezifischer als der PCR-Test:

Quelle: Modifiziert nach Mina et al. (NEJM 2020)

Publikationen in den Fachjournals NEJM und Science sprechen sich daher dafür aus, zu differenzieren zwischen:

  • der Sensitivität eines Einzeltests und der Sensitivität einer Teststrategie (wie schnell und wie häufig erkennt man Infektiöse?)
  • einem diagnostischen Test (mit hoher Sensitivität) zum Nachweis einer Infektion (z.B. PCR) und einem ergänzenden günstigen Schnelltest (mit ausreichender Sensitivität) zum Screening auf Infektiosität, der von großen Teilen der Bevölkerung durchgeführt werden kann (Public-Health-Screening)